Surfing through Catastrophy. Ich hab nicht nur meine Kamera geschrottet, sondern auch mein Outfit u.a. auf zwei schwarze Hosen ausgerichtet, die dann wunderbarerweise doch nicht im
Rucksack waren, als ich den hier ausgeräumt habe. Zwei Wochen mit ein und derselben grünen Hose rumzulaufen, zu der viele Oberteile eben nicht passen, ist somewhat uncool und deswegen war ich den
Vormittag mit der Problemlösung beschäftigt. Was mir momentan noch fehlt, ist der ungehinderte Zugang zu Nachrichten aus Deutschland. Und dann gab es noch lieben Besuch von einer Kyiver
fb-Freundin.
Zunächst habe ich noch ein paar Bilder von gestern nachzutragen, vom Parlament, der Werchowna Rada, Die Sowjetsterne an den Eisengittern wurden mittlerweile durch den Dreizack ausgetauscht, die
Figuren vor dem Parlament, ganz offensichtlich von einem sowjetischen Arno Breker gestaltet, gehörten eigentlich auch schon längst entfernt. Unter den Bäumen der Allee findet man Gräber, an dem,
das ich da photographiert habe, richtet eine alte Frau gerade die Blumen, auf dem letzten Bild kann man über den Dnipro/Dnepr schauen, im Vordergrund Janukowytschs Hubschrauberplatz. In der
"Residenz" fände sich das Pendant.
Logistik
Wie gesagt, heute morgen war ich damit beschäftigt, einen Érsatz für die nicht vorhandene schwarze Hose zu finden und mir für meine Kamera was einfallen zu lassen. Mit Ersterem war ich dann
reichlich frustriert: in jedem Geschäft: "Haben Sie eine schwarze Hose ... " - "In Ihrer Größe?" Mitleidiger Blick, "no, sorry". Oder wurden mir Hosen gereicht, mit dem Hinweis, daß das jetzt
aber eine EU-Größe, ganz beschwörend, eine EU Größe. Nun, die Faustformel ist: EU-Größe X = deutsche Größe X minus 2-3. Das konnte nichts werden. Gottseidank war mir dann letztendlich die lokale
Assistentin unserer Reisegruppe behilflich und jetzt besitze ich eine italienische Designerhose in Größe Ukrainisch X. Was ich für die Hose ausgegeben habe, kann ich möglicherweise bei der Kamera
wieder einsparen. Die Assistentin kennt da jemanden der das wohl hinkriegt, schließlich hieße es nicht, wenn in Deutschland etwas irreparabel sei, daß Ukrainer das auch nicht wieder hinbekämen.
Es ist der Auslöser und das Rad für die Blendeneinstellung, die sich irgendwie verabschiedet haben und jetzt ist die Kamera bei der Videoeinstellung festgefroren . ich werde
berichten.
Besuch und Infos
Wie gesagt, heute habe ich mich dann mit einer lieben, hier in Kyiv ansässigen fb-Freundin getroffen. Interessantes Detail: die Nachfahr*innen von aus dem Gebiet der Ukraine vertriebenen
Nationalitäten haben, so sie das beweisen können, einen Anspruch auf die ukrainische Staatsbürgerschaft, die ausserhalb der Grenzen der Russischen Föderation lebenden ethnischen Russen haben
diesen Anspruch in Bezug auf Russland nicht, und es gibt nicht wenige, deren entsprechender Antrag bereits abgelehnt wurde. Soviel von wegen Beschützen von Russen ausserhalb der Grenzen der
RF. Dafür kriegen dann Ukrainer im Donbas, Abchasen und Osseten russische Pässe - aufgezwungen.
Was mich aber im Moment irritiert - die mediale Behandlung der Flüchtlingskrise, soweit ich das hier mitbekomme. Viel bekomme ich allerdings nicht mit, denn der Fernseher geht nicht, und es ist
technisch etwas schwierig, sich über google.ua die deutschen Nachrichten zu holen. Liest sich von hier aus alles sehr bedenklich. Ich versuche zwar mich auf dem Laufenden zu halten, aber jetzt
konzentriere ich mich auf das, was hier ansteht. Morgen fängt das Programm mit dem Besuch der Gedenkstätte von Bykivnia an. Dort liegen bis zu 250.000 von den
Sowjets ermordete Menschen: Polen, Italiener, Juden, Ukrainer ... Das will ordentlich vorbereitet sein.