Die Flüchtlingskrise und ich - Teil 3 - dagmarschatzs Webseite!

Bildnachweis: Szenenbild aus verschiedenen Quellen

Im dritten Teil geht es weiter mit dem Mongolen von Hammelburg und den Russlanddeutschen, der schon lange orchestrierten Feindseligkeit des Bürgertums gegen alles Fremde, denn Mord an Marwa el-Shirbini, einen mutigen General, und wieder mal die Bundeswehr. Einen vierten Teil wird es auch noch geben.

Die - moderierte - Kommentarfunktion habe ich jetzt geöffnet und ich freue mich auf die Diskussion.

Mongolen und andere Halbasiaten

Wenn man sich die antibolschewistische und -kommunistische Literatur seit den zwanziger Jahren ansieht, findet man als Anführer der Bolschewikenhorden sehr oft einen als negativen Pol gezeichneten "Mongolen" als Träger der Macht in dieser Horrortruppe, mit tückisch blitzenden Augen, gelben Zähnen und oft auch notgeil. Aber selbst in den Filmen der fünfziger Jahre über das Leben in den Gefangenenlagern, die auch freundliche Sowjets zeigten, wurde das Klischee bedient: der Träger der Macht war ein "Mongole" und der war meistens böse. Auf dieses Klischee baute der burjatische Schauspieler Valerij Inkijinoff fast seine komplette Karriere auf. Im obigen Bild sieht man ihn im Film "Der Arzt von Stalingrad" als besorgten Vater eines Jungen, der unter einem Hirntumor leidet und von besagtem Arzt gerettet wird. Freundlich, nachdenklich, aber der Lagerkommandant und Träger der Macht - bei dem sich, so der Film, besagter Arzt durch eine heroische und erfolgreiche Tumor-Operation erst das "verdienen" muss, was den Deutschen laut Genfer Konvention sowieso zustünde: Material und Möglichkeit zur medizinischen Versorgung. So gut, wie der "Engel von Stalingrad" war der "Mongole" halt dann doch nicht.

Und so wurde es anscheinend für viele zum Problem, daß so mancher Russlanddeutsche, wenn er denn Vorfahr*innen aus einer anderen sowjetischen Ethnie hatte, eben nicht "deutsch" aussah, was immer man sich auch darunter vorstellte. Und Hauptgefreiter Fischer sah halt mehr nach Valerij Inkijinoff als nach Hans Albers aus.

Für viele andere wurde das auch zum Problem und es kreiste das hässliche Wort vom deutschen Schäferhund, der wohl die Einreisenden zum Deutschen mache. Der Artikel 116, Abs. 1, Grundgesetz, auf das dann auch die Vereinbarung über die Aufnahme der Aussiedler basierte, ist allerdings schon seit 1949 eindeutig:

(1) Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.

Als in den sechziger Jahren die Diskussion darüber entbrannte, was denn der richtige Weg zum Sozialismus sei, griff Rudi Dutschke mit einem Buch über den "halbasiatischen " und den "westeuropäischen" Weg zum Sozialismus in die Diskussion ein.

Heute sehe ich im Versuch so mancher Ukraine-Unterstützer*innen (weniger der Ukrainer*innen selber), einen Antagonismus zwischen den russischen angeblichen Nachfahren der "Goldenen Horde" und den ukrainischen Europäern, den ich manchmal als sehr grenzwertig empfinde.

Das gleiche Geschwätz wie heute

2002 wollte Niedersachsen den Zuzug der Brüder und Schwestern mit einer Bundesratsinitiative begrenzen. Bis dahin hatte man allerdings die Zuzugsmöglichkeiten schon eingegrenzt und auch die anfangs noch einigermaßen guten Unterstützungsleistungen immer weiter zurückgefahren. Der Stand von heute. Dazu gehört übrigens auch, daß man offenbar für die Vorschläge der ehemaligen Sowjetrepubliken, namentlich Kasachstan, doch den Verbleib der Deutschen in der postsowjetischen Heimat zu unterstützen, zunächst kein offenes Ohr hatte, was sich aber heute geändert zu haben scheint. Hier ist nocheinmal eine aktuelle Zusammenfassung.

Ganz offensichtlich haben sich beide Seiten nie über die jeweiligen Erwartungen verständigt.

Ich fürchte, daß sich beide Seiten gedacht haben, daß konsequentes Deutsch-Sein schon zum Erfolg führt. Blond, zielstrebig, angepasst und die Herkunft nur gelegentlich hervorblitzen lassen. Und wenn man dann sein Deutsch-Sein so perfekt zelebriert, wie Helene Fischer, dann klappt es schon mit der Eingliederung. (Nur damit keine Mißverständnisse entstehen: ich gönne ihr ihren Erfolg, ab ich finde sie furchtbar.) Wie sehr die Russlanddeutschen mittlerweile aus dem öffentlichen Blickfeld verschwunden sind, konnte man übrigens meines Erachtens daran sehen, daß z.B. bei einer Diskussion auf fb vermutet wurde, Fischer würde kritisiert, weil sie RUSSIN sei. Übrigens hat sich soeben auch der Rumänien-Deutsche Peter Maffay sehr staatstreu zu Wort gemeldet, von einem fb-Freund bereits zutreffend kommentiert. Für den Artikel auf das Bild klicken.

Den Menschen war versprochen worden (siehe hier), daß ihr Deutsch-Sein das Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Migrantengruppen sei - ein Anspruch, der niemals eingelöst wurde. Und wie gesagt, dann wurden sie vergessen.

Wer deutsch ist, bestimmt ...

Und auf einmal werden sie wieder Thema: in Deutschland rechtsextreme Dumpfbacken, Nachtwölfe-Proxies, die auf einmal ihr "russisches Blut" wieder entdecken und sich auf fb und im Real-Live in unsäglichen rechtsextremen Gruppen tummeln - huch!

Rechtsextrem, pro-Putin ... Aber das ist nicht so neu. Das Warnzeichen von 2009, der Mord an der ägyptischen Apothekerin ging unter: der Russlanddeutsche Alex W. erstach die ägyptische Apothekerin Dr. Marwa el-Sherbiny - und ja, es war in Dresden. Der Vorfall ist schon durch alle Medien gegangen, bloß: niemand ist auf die Verbitterung von Alex W. eingegangen, die natürlich keinerlei Entschuldigung für seinen Mord sein kann. Man hat ganz offensichtlich die soziale Gemengelage übersehen und auch übersehen, daß sich die NPD unter ihrem mittlerweile in St.Petersburg zum Antifaschisten geadelten (An-)Führer Udo Voigt offenbar noch als fast einzige um die Russlanddeutschen gekümmert und sie mittlerweile in die Arme von Väterchen Russland, aka Putin, geführt hat.

Bildnachweis: Alexej Schurawljew, Twitter. "Der Europaabgeordnete Udo Voigt ist auch ein Antifaschist".

Seit 2008 gibt es den "Arbeitskreis Russlanddeutsche in der NPD", der mittlerweile für Eurasien trommelt.

Was allerdings typisch ist und auch nicht so neu: Wenn diese "Beutedeutschen" sich nicht so deutsch verhielten, wie man es erwartete, dann wurden sie flugs wieder aus dem "Deutsch-Sein" hinausdefiniert: so las ich, nicht nur in den sozialen, sondern auch in den Leitmedien Vermutungen wie: Wiens hätte seine Messerkünste als Soldat in Tschetschenien erlernt (Jahrgang 1981, da wäre er im 1. Tschetschenienkrieg 13, im 2. 15 Jahre alt gewesen). Als "psychisch krank" vom Wehrdienst zurückgestellt gewesen (nein, zurückgestellt wurde er wegen seines Ausreiseantrags) und sonst alles Mögliche an wilden Theorien, nur um zu "beweisen": sooo deutsch ist er ja garnicht, keiner von uns, wir sind es mithin nicht gewesen.

Die gleiche Entlastungsfunktion nahm seinerzeit auch die Erkenntnis ein, daß in den SS-Totenkopfverbänden und der Waffen-SS seit 1943 vermehrt "Volksdeutsche" Dienst taten. Erstere wurden verstärkt in den Konzentrationslagern eingesetzt. Standen dann welche von ihnen vor Gericht war der Volksmund gleich dabei: nein, sowas würden wirkliche Deutsche nicht tun, bei den Beutedeutschen/Beutegermanen hingen wohl schon zu viele Slawen im Stammbaum. Beutedeutsche/Beutegermanen it übrigens ein abwertender Begriff:

Wikipedia: "Beutegermanen wurden (geringschätzig) die „Volksdeutschen“ genannt, die im Zweiten Weltkrieg aus ihren Siedlungsgebieten im Osten (Sowjetunion) zurück nach Deutschland kamen (meistens mit der zurückweichenden deutschen Wehrmacht)."

Wobei das so ausschließlich nicht stimmt. Der unsägliche Wessely-Film macht Werbung für die freiwillige Umsiedlung, "Heim ins Reich". Wie gesagt, so lange diese Beutedeutschen Wohlverhalten zeigten, war alles gut, aber sobald ihre mutmaßlichen oder tatsächlichen Verfehlungen sichtbar wurden, schmiß man sie, zumindest begrifflich, wieder aus der Volksgemeinschaft.

Bildnachweis: http://www.schwaebische.de/

Daß man sich mit solchen Erfahrungen wie mit denen, die ich im vorherigen Beitrag beschrieben habe, nicht angenommen fühlt, ist für mich nachvollziehbar, auch daß das wohl bei vielen so läuft, wie in der Fabel vom Fuchs, dem die Trauben zu sauer sind, und der jetzt auf Deutschland/Europa schimpft. Hätte man rechtzeitig erkannt, daß es zwischen Helene-Fischerisierung und Rechtsruck als Putins 5. Kolonne (was sie für mich nicht sind), eine weitere Betrachtungsweise gibt, nämlich die, potentiell das Beste aus beiden Welten zu verkörpern, hätten wir alle heute ein Problem weniger. Und auch, wenn man sie nicht fortwährend nur als Volksgruppe von delinquenten Jugendlichen wahrnehmen würde, sondern mehr über diejenigen berichten würde, die in Deutschland angekommen sind - und das ist ja irgendwie auch Helene Fischer. Zum Beispiel Julia Neigel (die Helene Fischer vermutlich den Weg geebnet hat), dem Publizisten Klaus Mehnert, die Boxerin Ina Menzer. Und ja, manchmal ist das auch tragisch, wie beim Hauptgefreiten Sergej Motz, dessen Vater als Rotarmist in Afghanistan gedient hatte. Ich denke, der Blick auf diese Menschen muß sich ändern.

Was ich persönlich allerdings nicht tolerabel finde: Jetzt seinerseits Hassgesänge auf Europa - wie man es sich jetzt vorstellt - und/oder muslimische Flüchtlinge anzustimmen. ich musste schon jemand, den ich auch im RL kennengelernt hatte, und den ich eigentlich wegen seiner Arbeit geschätzt habe, aus meinem Freundeskreis entfernen. Selber in seinen Erwartungen enttäuscht worden zu sein, berechtigt nicht zum Neid auf das, was Andere mutmaßlich oder tatsächlich bekommen!

Und zum Schluss noch mal die Bundeswehr

Offensichtlich haben deutsche Generale doch was gelernt und ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen - wie mehrere deutsche und österreichische Medien berichten, hat sich der Kommandeur des Einsatzführungskommandos in Potsdam, Generalleutnant Hans-Werner Fritz, klar gegen den Einsatz der Bundeswehr positioniert, und das mit Recht:

"... zum Grenzschutz und zur Abschiebung von Flüchtlingen einzusetzen.

In er Vergangenheit haben wir die Aufgaben von Polizei und Bundeswehr immer strikt getrennt", sagte Fritz der "Bild" (Samstag)... Dass die Bundeswehr angesichts der Flüchtlingskrise künftig verstärkt im Inland eingesetzt wird, schloss er aus. "Unser Auftrag ist klar definiert und durch das Grundgesetz begrenzt", sagte Fritz.

Zwar sieht der Artikel 35 GG die Amtshilfe "aller Dienststellen des Bundes" im Falle von Katastrophen vor, aber die Übernahme von Polizeiaufgaben im Frieden ist ein unzulässiger Einsatz de Bundeswehr im Inneren und die Soldaten sind die Letzten, die sich nach sowas drängeln.

Ich denke nicht, daß hier auf kaltem Weg dieser Einsatz im Inneren implementiert werden soll, ich glaube auch nicht, daß es viele - aber einige schon - gibt, die so geifern wie die "freiheitliche" österreichischa Abgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein - übrigens gelernte Ärztin - die im folgenden Videoclip (ab 5'15) "neue Wege" vorschlägt, nämlich das Abschieben mittels Militärmaschinen, da könnten die Abzuschiebenden so laut schreien, wie sie wollten, niemand werde es hören:

Es dürfte schlicht Panik sein, denn einige "Leitmedien" machen Druck und versuchen die Politik vor sich herzutreiben. Es gilt, dagegen zu halten.

Der vierte Teil wird sich mit diesen treibenden Medien und den Anwanzversuchen bestimmter Politiker*innen an die Menschenfeinde und Rassisten beschäftigen.

Fortsetzung folgt.

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