4. Dezember 2012 - Weiße-Rose-Mitglied Susanne Zeller- Hirzel verstorben

Susanne Zeller-Hirzel, (* 7. August 1921 in Untersteinbach ), peripheres Mitglied der „Weißen Rose“, und, am Lebensende, Aushängeschild der Rechtspopulisten, verstirbt im Alter von 91 Jahren in Stuttgart im Krankenhaus.


Die Vereinnahmung von Zeller-Hirzel durch die "islamkritischen" Agitatoren, wie Robert Spencer, PI und Michael Stürzenberger als Kronzeugin für den angeblichen essentiell islamischen Faschismus. Bis man anfing, bei "asyl-" und "Islamkritischen" Demonstrationen und Spaziergängen dann regelmäßig die Wirmer-Flagge mitzuschleppen, war die Vereinnahmung von Zeller-Hirzel das prägnanteste Beispiel für den Mißbrauch der Traditionen des deutschen Widerstands für die Zwecke der Islamfeinde.

Bildnachweis: europenews.dk Das Bild zeigt Zeller-Hirzel mit dem bekannten "Islamkritiker" Robert Spencer, dem, zusammen mit seiner Mitstreiterin, Pamela Geller, 2013 wegen Hassreden die Einreise nach Großbritannien verwehrt wurde.

 

Von Freisler mit Milde behandelt­

Zeller-Hirzel, eine Jugendfreundin von Sophie Scholl, kommt durch diese in Kontakt mit der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und hilft mit, das fünfte Flugblatt zu verteilen. Im zweiten Prozess gegen Mitglieder der Weißen Rose, in dem Alexander Schmorell, Kurt Huber und Wilhelm Graf zum Tode verurteilt wurden, kam sie mit sechs Monaten Gefängnis davon. In der Urteilsbegründung heißt es:


„Susanne Hirzel hat hochverräterische Flugblätter verbreiten helfen. Daß sie hochverräterisch waren, wußte sie zwar nicht; aber nur deshalb, weil sie in unverzeihlicher Gutgläubigkeit sich keine Gewißheit verschafft hat. Sie wird mit sechs Monaten Gefängnis bestraft.“

 

Der in der „DenkStätte“ in Ulm dazu verfasste Text mutmaßt, Freisler habe sich hier zur Milde hinreißen lassen, der er in ihr das „Urbild eines germanischen Mädchens“ zu erblicken meinte.

Später wird sie mit verbreiten, das relativ milde Urteil sei ihrem Anwalt zu verdanken, dem es gelungen sei, sie als wesentlich unbedeutender darzustellen, als sie tatsächlich gewesen sei. Soll heissen, sie sei bedeutender gewesen, als es das milde Urteil vermuten lasse.


Am Lebensende Gallionsfigur der Rechten

Wie ihr Bruder Hans Hirzel, der 1994 für die Republikaner gegen Roman Herzog und Johannes Rau für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte, war auch sie in rechten Zusammenhängen, u.a. bei den Republikanern aktiv. Wikipedia schreibt über ihre politischen Anschauungen:

"In ihren Erinnerungen „Eine schwäbische Jugend“ schreibt sie u. a., die Alliierten hätten bei ihren Luftangriffen auf deutsche Städte „möglichst viele Deutsche ausrotten wollen“, und die deutschen KZs seien dem „Vorbild“ Stalins sowie der Engländer im Burenkrieg gefolgt."

Über ihren Bruder vermeldet der oben verlinkte Nachruf der Republikaner, er habe sich stets gegen die "Ausgrenzung Andersdenkender" engagiert, und zitiert ihn wie folgt:

 

"Deutschtum und die Entartung des Hitlerreiches sind nicht dasselbe... Darum sollten heute, 48 Jahre nach Kriegsende, nicht gewisse Leute noch immer so reden, als ob zwischen Deutschtum und Hitlerverbrechen eine Art Gleichung bestehe und man sich an dieser angeblichen Fundamentaltatsache orientieren müsse bis in alle Ewigkeit. Gegen Die Republikaner wird heute ein ständiges Kesseltreiben veranstaltet, wobei man laufend gegen die Grundregeln unseres politischen Lebens verstößt.

 

Um dann mit etwas Geschichtsrevisionismus zu schließen:

Ähnliches habe ich in meiner Jugend schon einmal erlebt: bei der Behandlung der Juden. Auch gegen sie wurde damals fortwährend getrommelt.

 

In jüngster Zeit trat Zeller-Hirzel wieder in Erscheinung, als Gallionsfigur derjenigen Teile der Rechten, die sich als Erben des Widerstands gegen das NS-Regime inszenieren und nicht nur die Männer und Frauen des 20. Juli, sondern auch die Weiße Rose dafür mißbrauchen.    

Bildnachweis: PI-news.net.

So konnte eines der bekannten „islamkritischen“ Portale, das sie mit einem Nachruf würdigt, Folgendes über sie schreiben:


„Das letzte noch lebende Mitglied der Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus “Weiße Rose”, Frau Susanne Zeller-Hirzel, ist verstorben. Frau Zeller-Hirzel hat sich entsprechend dem Geist des antifaschistischen Widerstandes in den letzten Jahren der islamkritischen Bewegung als antifaschistischer Bewegung der Gegenwart in Deutschland angeschlossen.“

 

 Zeller-Hirzel, deren Involviertheit in die Weiße Rose  bereicherte in den letzten Jahren manche „islamkritische“ Veranstaltung als Ehrengast, zuletzt die „Neugründung“ der Weißen Rose die – wie vom islamfeindlichen Portal „Politically Incorrect“ berichtet wurde, zwei Kernbotschaften habe:

 

1. Der Nationalsozialismus war eine linke Bewegung,

2. Die Nazis sind wieder da, sie nennen sich heute „Antifa“.


Dem Versuch entgegentreten, die Botschaften und Symbole der Widerstandskämpfer zu mißbrauchen

 

Dem Versuch, die Botschaften und Symbole der Widerstandskämpfer zu mißbrauchen und zu monopolisieren, wird allerdings entgegengetreten: so wählte das Bündnis „Schweigen gegen das Schweigen“, das Ende 2011 gegen das (Be-)Schweigen der Verbrechen des NSU-Naziterrors auftrat, hatte seinerseits ebenfalls die weiße Rose als Symbol – zusammen mit der roten Rose, die die Norweger nach dem Massaker von Utøya als Symbol ihrer Entschlossenheit wählten, dem menschenfeindlichen Geist eines Anders Behring Breivik entgegenzutreten. Mittlerweile nennen die russische Rechten ja auch schon den NPD-Vorsitzenden Udo Voigt einen Antifaschisten.


Wir müssen uns dringend gegen die Aushöhlung, die Kaperung und den Mißbrauch emanzipatorischer Begriffe und Symbole wehren.

 

Bildnachweis: Kampagnenlogo des 2011 enstandenen "Bündnis gegen das Schweigen", das mit bundesweiten Flashmobs gegen das Schweigen über die NSU-Morde protestierte.