Der Charkiwer fb-user Artem Velichko und die Internetseite bunews.ua haben das Schlusswort der ukrainischen Kampfpilotin Nadia Sawtschenko veröffentlicht. Oberleutnant Sawtschenko war 2014 bei einem Rettungseinsatz gekidnapped und nach Russland verschleppt worden. Dort wurde sie in einer inszenierten Prozessfarce der Beihilfe zum Mord an zwei russischen Journalisten und des illegalen Grenzübertritts (sic!) angeklagt. Der Prozess soll bald abgeschlossen werden, wird allerdings zunächst am 9. März weitergeführt. . Hier ist das, was sie während des Prozesses gesagt hat. Artem schreibt in seiner Einleitung: "... Jeder Satz ist eine Meisterleistung. Ihre ernste Warnung, sich an den Beginn des 2. Weltkriegs zu erinnern, sollten Europas Politiker ernst nehmen".
"Ich werde mich nicht für schuldig erklären. ich erkenne das Urteil nicht an und auch nicht das russische Gericht. Ich werde gegen den Schuldspruch keine Berufung einlegen. Ich wünsche mir, daß die gesamte demokratische, zivilisierte Welt erkennen möge, daß Russland ein Drittweltland ist, das von einem totalitären Regime und einem Diktator und Tyrannen regiert wird, und daß dort Menschenrechte und Völkerrecht mit Füßen getreten werden.
Eine Situation, in der Entführer und Folterer vorgeben, daß Recht zu haben, ihren Opfern den Prozess zu machen, ist absurd! Ist es (in einer solchen Situation möglich, von einem fairen Prozess zu sprechen? In Russland gibt es weder legitime Ermittlungen noch Gerichte.
Dies hier ist eine Inszenierung der Kreml-Marionetten. Und ich halte es für absolut sinnlos, einen Teil meines Lebens damit zu verschwenden, daran teilzunehmen.
Deswegen werde ich auch nicht in Berufung gegen das Urteil gehen. Stattdessen wird das Folgende passieren: Ich werde meinen Hungerstreik für weitere zehn Tage ab Urteilsverkündung fortsetzen, so lange, bis das Urteil rechtskräftig ist, unabhängig davon, ob es da bereits ins Ukrainische übersetzt wurde, denn sie wollen mit der Übersetzung Zeit gewinnen.
Ich werde nach weiteren zehn Tagen in einen trockenen Hungerstreik übergehen und dann wird Russland weniger als zehn Tage Zeit haben, mich in die Ukraine- von wo sie mich entführt haben - zurückzubringen!Und mir ist es egal, wie sie das rechtfertigen!
Ich hörte, Petro Poroschenko sei ein versierter Diplomat. Ich hoffe, seine diplomatischen Fähigkeiten werden ausreichen, um mit irgendeinem Idioten in Russland eine Vereinbarung zu erzielen, denn er hat meiner Mutter versprochen, mich spätestens Mai 2015 zurückzubringen.
Und während mit mir gefeilscht wird, wird mein Leben austrocknen und Russland muß mich in jedem Fall an die Ukraine zurückgeben - entweder tot oder lebendig, es muß mich zurückgeben!"
Meine Schwester wird die gesamten zehn Tage Tag und Nacht am Gefängnistor stehen. Sie wird auf meine Freilassung oder meine Leiche warten. Und wenn man sie verhaftet, wird an ihrer Stelle meine Mutter kommen. Sie ist 77 Jahre alt. Wollt Ihr auch sie einsperren? In diesem Fall wird mein Freund ihren Platz einnehmen und danach ein anderer Ukrainer, und noch einer!
Und merkt Euch meine Worte: ihr werdet in Euren Gefängnissen nicht genügend Zellen für alle haben! Und während meine Landsleute vor dem Gefängnis stehen serden, werden die einfachen und anständigen Russen, die in der Nähe leben, für sie heissen Tee, Butterbrote und Decken bringen, denn sie alle haben verstanden, daß eines ihrer Kinder in diesem Völkergefängnis genannt "Russland" meinen Platz einnehmen kann!
So wurden die Maidan-Revolutionen ausgelöst! Braucht Ihr das wirklich? Ihr scheut es wie die Pest! Deswegen ist es für den Kreml, mich so bald wie möglich und leend nach Russland zurückzuschicken!!!
Währendessen sollten alle Staaten mit demokratischen Werten besser rechtzeitig die Lektionen der Geschichte lernen und sich ins Gedächtnis zurückrufen, daß Europa dereinst Hitler tolerierte während die USA zögerlich agierten, was letzlich um Zweiten Weltkrieg geführt hat. Putin ist ein Tyrännchen mit einem aus Napoleon und Hitler kombinierten Cäsarenwahn!
Ein Bär versteht die menschliche Sprache nicht - er versteht nur die Sprache der Gewalt. Daraus folgt, daß wir, wenn wir nicht entschlossener werden und rechtzeitig unsere Prioritäten setzen, werden wir bald den Dritten Weltkrieg haben!n
Als Politikerin werde ich in der politischen Arena Russland nicht die Hand reichen. Es ist heikel, mit jemandem Hände zu schütteln, der Dich in Handschellen hält und Dein Volk in Ketten.
Doch bei jeder poltischen Entscheidung will ich immer die Auswirkungen auf die einfachen Menschen, sowohl in der Ukraine als auch in Russland in Betracht ziehen, denn es gibt noch eine Menge ehrliche, gute und anständige Menschen in Russland - trotz Allem."
Am 9. März beginnt der Schlussakkord der Prozessfarce gegen Nadia und am gleichen Tag ist der dritte Globale Solidaritätstag für Nadia zu dem u.a. in den Sozialen Medien aufgerufen wird.
Es finden bereits in vielen Städten auch im real life Solidaritätsveranstaltungen statt. Schließt Euch an, es geht um Nadias Leben und unser aller Freiheit.
Doch es gibt noch viel mehr widerrechtlich in Russland festgehaltene Ukrainer*innen. Einige von ihnen wurden bereits zu absurd hohen Haftstrafen verurteilt.