Die erste Version dieses Artikels habe ich 2012 für die Freitag-Community verfasst, anlässlich einer Bemerkung von Joerg Lau in dessen Facebook-Account, am damals nächsten Auschwitz-Gedenktag solle doch mal ein russischer (sic!) Veteran im Bundestag sprechen, schließlich habe die Rote Armee das Lager befreit. Der Artikel stand damals mit mehreren hundert Kommentaren, bis die Redaktion eingriff an der Spitze der Community-Artikel, nicht zuletzt, weil eine ehemalige Sowjetbürgerin verzweifelt gegen mich anschrieb. Mittlerweile hat sich einiges geändert, nicht nur in meiner Sicht auf die Dinge. Vieles aber habe ich bis heute nicht zurückzunehmen.
Bildnachweis: Tag des Sieges 1998 in Gali/Abchasien. Eigenes Archiv. Das russische Fallschirmjäger-Bataillon hatte georgische und abchasische Veteranen eingeladen.
Russisch? Sowjetisch?
Vorweg: das Setzen von "russisch" für "sowjetisch" ist zwar einerseits eine Unsitte, ein Teil eines Landes für pars pro toto zu nehmen wie z.B. "England" für ganz Großbritannien, oder "Holland" für die gesamten Nederlande, entstammt aber auch antikommunistischer Tradition. Niemand nahm den Namen dieses Gebildes in den Mund, das Russland abgelöst hatte in den Mund. Wer es doch tat, machte sich als Kommunist verdächtig. Und Russland? Das waren tragische Großfürstinnen wie Lili Palmers Anastasia oder der "Kosaken"-Chor von Serge Jaroff. "Der Russe" griff an, essenziell zu eigen war ihm, daß er viel trank, gutherzig, fromm und abergläubisch war, doch nicht die hellste Kerze auf der Torte, reiten konnte und die Gläser hinter sich an die Wand warf. Wohingegen der Sowjet... Sofern man ihn, oder auch sie nicht wieder in einen Russen, eine Russin zurück verwandeln konnte, war Hopfen und Malz verloren. Deswegen ... Sowjet? Nein!
Der Anteil der Roten Armee
Zugegeben, die Überschrift hatte ich geklaut – Ernst Busch hat dazu ein sehr pathetisches Lied über die „Söhne der Revolution“ geschrieben, die zu einer „lichtdurchfluteten Welt“ beigetragen haben, etwas, das ich so nicht unterschreiben würde, aber es bleibt: der wesentliche Anteil der Völker der Sowjetunion am Sieg über Hitler wurde allzulange schändlich kleingeredet, was sich unter anderem daran zeigt, daß im Westen das Ende des Zweiten Weltkriegs auf den 8. Mai festgesetzt wurde – da hatten die WEST-Alliierten in Berlin die Kapitulationserklärung gegengezeichnet. Die Unterschrift des Sowjetmarschalls Schukow war erst nach Mitternacht, um 0:16 Berliner, oder 2:16 Moskauer Zeit auf dem Papier, also am 9. Mai. Insofern wäre, wie ich unlängst las, nicht der 8. Mai, sondern die Festlegung Stalins auf den 9. Mai die korrekte gewesen. Doch muss man dem heute noch folgen?
Und was lernten wir über den Anteil der Roten Armee? Wir lernten – in infamer Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse – daß die deutschen Soldaten durch Arbeit vernichtet worden seien – z.B. im Bleibergwerk, aus dem der Held des ersten Straßenfegers des Deutschen Fernsehens, „So weit die Füße tragen“ flüchtete. Ja, die Männer mussten in den Lagern hungern, aber die Bevölkerung musste es auch. Und im übrigen: daß Stalin die Soldaten und deutschen Zivilisten teils verschleppen und so lange für den Wiederaufbau der Sowjetunion arbeiten lassen konnte, wäre ohne Absprache mit den Westalliierten nicht möglich gewesen. Und damit hat, so glaube ich, auch niemand ein Problem.
Übrigens wurde der, oft auch nicht regelkonforme Umgang der Westalliierten, schon während meiner Schulzeit, schon nicht mehr erwähnt, was meiner Meinung nach mit zu den Nazi-Kultorten von
"Remagen" und "Bad Nenndorf" geführt hat.
Das Gesamtbild: irgendwie hatten wir den Amerikanern unsere Befreiung und Demokratie zu verdanken, die Sowjets waren unkultivierte dumme Bauern, gefangen in einem Unrechtssystem. „Halbasiatisch“,
um ein Wort von Rudi Dutschke zu gebrauchen. Unterscheidungen zwischen den in den Kampf involvierten Völkern der Sowjetunion nahmen wir nicht vor und als wir in der 68er Zeit die Sowjetunion für
uns entdeckten, entdeckten wir auch, wie sehr wir unsere Eltern damit ärgern konnten. Aber wirklich Gedanken über das Land und besonders über die Menschen und ihr Opfer machten wir uns wohl alle
nicht. Das „Untermenschen“-Bild und der Narrativ vom „Reich des Bösen“ saßen fest.
Erst nach der Wende wurde dieses Bild modifiziert. Eine Freundin von mir, Sprachmittlerin für Russisch, erzählte mir, daß sie sehr viele Aufträge für Briefe in die ehemalige Sowjetunion hatte:
ehemalige Kriegsgefangene wollten Menschen in der Sowjetunion besuchen oder zumindest Kontakt aufzunehmen und bei meinen Aufenthalten in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion lernte
ich, daß es – während des 2. Weltkriegs – wirklich ein einiges Sowjetvolk gab: so wurde das Bild ganz oben am 9. Mai 1998 in Gali, in der umstrittenen georgischen Region Abchasien, aufgenommen:
das dort stationierte russische Fallschirmjägerbataillon lud zur Siegesparade trotz damals virulenter Rubelkrise, ganz selbstverständlich die georgischen und abchasischen Veteranen ein.
Ein weiteres Beispiel: Die Sowjetunion im Nachkriegsfilm
Noch 2012 ließ „das Vierte“ mit der Ausstrahlung des Films „der Teufel spielte Balalaika“ die Atmosphäre der 50er und 60er Jahre aufleben, in der ich aufgewachsen bin: damals war für viele Männer
das Thema „Gefangenschaft“ noch sehr präsent und es wurde in vielen Filmen aufgearbeitet: meistens wurden die sowjetischen Gefangenenlager als Unrechtssysteme gezeichnet, in denen dumpfbackige
Offiziere ein tyrannisches Regiment führten, die durch eine nicht näher bezeichnete „Menschlichkeit“ besiegt wurden. Natürlich gab es auch Ausnahmen, die ja bekanntlich die Regel bestätigen. Aber
Träger der Macht waren häufig "Mongolen" ... was, auch, wenn es mal positive Charaktere waren, gegen das "System" sprach. Aber meistens lächelten die Mongolen tückisch, fuchtelten mit
Waffen herum und "grinsten schief". Und die, von denen die Filme erzählten, sie hätten am schlimmsten gelitten, waren die menschlichsten. Und die Herren Genossen wurden übergriffig – im
„Balalaika“-Film grapscht der negative Held das erste Mal in Minute 28. Dienstliches und Privates konnten „die“ – im Gegensatz zu den ordentlichen Deutschen – nicht auseinanderhalten
Übrigens wäre es eine Untersuchung wert, woraus sich das genuin russische und asiatische Personal jener Filme rekrutierte. "Mongole" vom Dienst war in solchen Filmen oft der burjatische
Schauspieler Valéry Inkijinoff, hier in einer Szene des Films "Der Arzt von Stalingrad".Inkijinoff hatte zunächst in der Sowjetunion Karriere gemacht - zuletzt als Direktor der staatlichen
Schauspielschule in Kyiv, ging jedoch dann in den Westen und lebte überwiegend in Frankreich.
Geschichtsklitterei und Instrumentalisierung
Ich habe den Eindruck, daß sich - unter der Bedrohung des von den Deutschen angezettelten Vernichtungskrieges - alle Völker der damaligen Sowjetunion wirklich als ein Volk empfunden hatten.Alle ehemaligen Sowjetrepubliken feiern ihren Beitrag - mit Recht.
Das nebenstehende Bild zum Beispiel zeigt eine Gedenktafel in einem Museum in Masechela/Adjarien (Georgien) und solche Gedenktafeln habe ich auch in Usbekistan gesehen.Es gab auch genügend Helden der Sowjetunion aus anderen Ethnien als der russischen und ich denke mir, sie alle hätten befremdet geguckt, wenn man sie damals nach ihrer ethnischen Herkunft gefragt hätte und geantwortet, sie seinen Bürger*innen der Sowjetunion. Ein Ahmet Khan Sultan (Krimtatare, Flieger-As), ein Alexander Petscherskij (jüdischer Ukrainer, Initiator des Aufstandes von Sobibor), eine Ludmilla Pawlitschenko (Ukrainerin, Scharfschützin), eine Ziba Ganiewa (Aseri, Scharfschützin), eine Lilia Litvak (jüdische Litauerin,), eine Alia Moldagulowa (Kasachin), ein Militon Kantaria (Georgier), ein Rokossowskij (Pole), ein Begeldinow (Kasache): mit Ausnahme von Ganiewa und Petscherskij, alles Helden der Sowjetunion und alles keine Russ*innen.
Doch wurde die Enteignung ihres Andenkens schon beim Empfang zu Ehren der Truppenbefehlshaber der Roten Armee im Kreml, 24. Mai 1945 von Stalin mit dem folgenden Trinkspruch anbuchstabiert:
Bildnachweis: Museum in Madsechela/Adscharien (eigenes Archiv)
Genossen, erlauben Sie mir, noch einen, den letzten Trinkspruch auszubringen.
Ich möchte einen Trinkspruch auf das Wohl unseres Sowjetvolkes, und vor allem auf das des russischen Volkes ausbringen. (Stürmischer, lang anhaltender Beifall, Hurrarufe.)
Ich trinke vor allem auf das Wohl des russischen Volkes, weil es die hervorragendste Nation unter allen zur Sowjetunion gehörenden Nationen ist.
Ich bringe einen Trinkspruch auf das Wohl des russischen Volkes aus, weil es sich in diesem Kriege die allgemeine Anerkennung als die führende Kraft der Sowjetunion unter allen Völkern unseres Landes verdient hat.
Ich bringe einen Trinkspruch auf das Wohl des russischen Volkes aus, nicht nur weil es das führende Volk ist, sondern auch weil es einen klaren Verstand, einen standhaften Charakter und Geduld besitzt. ... Auf das Wohl des russischen Volkes! (Stürmischer, nicht enden wollender Beifall.)
Bildnachweise: A. Moldagulowa - http://e-history.kz/en/biography/view/197, L.Litvak: http://www.pilotenbunker.de/Pilotinnen, Amet-Chan Sultan: Wikipedia, Alexander Petscherski: Wikipedia, Pawlitschenko: Pinterest, Ganiewa: Pinterest, Rokossowski: www.bliskopolski, begeldinow:http://e-history.kz/en/biography/view/199
Deren Leistung, die sie ja zum Teil unmittelbar im Gefecht mit ihrem Leben bezahlt haben, verdient heute noch hohen Respekt und ja, Dankbarkeit. Nicht nur die Ausgezeichneten, sondern auch die vielen Namenlosen. Nach der Wende hatte ich auf eine gemeinsame Aufarbeitung gehofft. Obwohl die Bücher und Filme von Guido Knopp vielen die Ereignisse zu sehr popularisieren, sind sie für mich immer noch ein Schritt in die richtige Richtung: gemeisame Aufarbeitung und Versöhnung. Zum Teil sind sie ja auch unter Mitarbeit russischer Historiker entstanden, wie sein für mich wichtigstes Werk "der verdammte Krieg", das sogar teilweise in einem russischen Fernsehrstudio - Ostankino - entstand. Das war 1992 - doch die Zeiten haben sich geändert. Heute wird die Geschichte in oft fast peinlicher Weise geleugnet oder umgeschrieben. Und wenn sie versucht wird, sich anzueignen, dann geht das meistens daneben, wie bei der Re-Inszenierung der Gefangenenmärsche von 1944.
Gefangenenmärsche
Als sich das Kriegsglück gewendet hatte, brachte die Rote Armee, bei der Operation Bagration, zehntausende Gefangene ein, die sie im Sommer 1944 durch die großen Städte führten, um die Bevölkerung für den Endspurt zu motivieren. So marschierten 70.000 durch Moskau, 40.000 durch Leningrad. Mein Vater, in Gefangenschaft seit Sommer 1944, musste mit durch Leningrad laufen. Auf seinen Bericht stützt sich das Folgende:
Angeblich sollen überall als Bewacher hauptsächlich Soldaten ausgesucht worden sein, die optisch dem arischen Herrenmenschenideal – groß und blond – am nächsten kamen, und diese mit neuen Uniformen ausgerüstet worden sein und die einen deutlichen Kontrast zu den depressiv dahinschlurfenden Deutschen bildeten. Am Schluß der Marschkolonne fuhren Reinigungswagen: man hatte die ausgehungerten Soldaten am Vorabend großzügig mit Schmalzbroten und „Kascha“,Getreidebrei verpflegt, nicht beachtend, daß dies eine verheerende Wirkunghatte: Durchfall! Neben dem Durchfall musste dann noch aufkommende Panik beherrscht werden, da die Landser befürchteten, sie seien vergiftet worden.
Die Soldaten, die die Marschkolonnen mit aufgepflanztem Bajonett einrahmten, sollten Übergriffe aus der Bevölkerung verhindern. Die Bevölkerung habe, so mein Vater, und so sieht man es auch auf Filmaufnahmen, die Marschkolonnen schweigend angestarrt. Niemand sei angegriffen worden.
Wegen des Durchfalls seien zum Schluss Wasserwagen hinterhergefahren.
Das Zur-Schau-Stellen von Gefangenen, von der Wehrmacht ebenfalls, z.B. an US-Soldaten 1943 in Rom vollführt, ist eine Verletzung der Genfer Konvention. Explizit aufgenommen wurde das Verbot der Zur-Schau-Stellung zwar erst 1949, es galt jedoch schon vorher als No-Go. Mein Vater hat mir erzählt, alle deutschen Gefangenen hätten die Sowjets verstanden. Keiner der deutschen Soldaten habe das verübelt. Am 24. August 2014 führten die Verbrecher von Donezk, wie sie meinten, getreu diesem Vorbild, einen widerwärtigen Marsch ukrainischer Soldatengeiseln durch.
Am 24. August 2014 führten die Verbrecher von Donezk, wie sie meinten, getreu diesem Vorbild, einen widerwärtigen Marsch ukrainischer Soldatengeiseln durch.
Doch die Rote Armee hat die kriegsgefangenen Wehrmachtssoldaten besser behandelt, als die Donezker Verbrecher ihre Geiseln: die Ukrainer müssen – durch Ihr eigenes Land!!! – mit auf dem Rücken
gefesselten Händen laufen. Das mussten die Wehrmachtssoldaten nicht! Auch die am Schluß der Donezker Geiselparade fahrenden Reinigungswagen wurden der Moskauer Parade von 1944 abgeguckt. Was für
einen Sinn die damals hatten – siehe oben. Offenbar kennen die russischen Okkupanten ihre eigene Geschichte nicht. Die Frauen, die dort mitspielen verkörpern aus meiner Sicht das Prinzip
"Höxter": eigentlich sind sie völlig machtlos, doch jetzt dürfen sie auch mal. Das gleiche Prinzip brachte übrigens auch die meisten KZ-Aufseherinnen auf ihre Posten: sie gehörten mit Masse zum
(Sub-)Proletariat.
Die Paraden von 1944 sind jetzt unauflöslich mit dieser Veranstaltung verbunden. Doch anders, als die Terroristen das beabsichtigten.
Das Schauspiel von Donezk hat die Paraden von 1944 vollends delegitimiert.
Bildnachweis: watson.ch
Kremlywood
Bildnachweis: FB-Account von Sergej Aksjonow, dem von Russland eingesetzten "Ministerpräsidenten" der annektierten Krim
Die Überschrift ist nicht von mir, sondern von Euromaidanpress, aber sie ist passend. Da wird versucht, sich mittels Überstreifen der Uniformen von damals in die Tradition der "Väter und Großväter" mit einzuklinken, wie hier an den Bildern, die der "Ministerpräsident" der annektierten Krim auf seinem Facebook-Account (Facebook! Wie unpatriotisch!) gepostet hat. Unsere eigenen Friedensfreund*innen, die immer mal wieder auf die Vorstellung von 17-jährigen "Kindersoldaten" der Bundeswehr hyperventillieren, fällt natürlich zu uniformierten Kindern, die - so im Kommentarbereich - von Erwachsenen als "junge Verteidiger" ansgesprochen werden, mit Sicherheit nichts ein. Solche Feiern schafft man auch ganz und gar ohne Veteranen, deren Teilnahme an den Feierlichkeiten auf dem Roten Platz man schon im vergangenen Jahr streng limitiert hatte. Wie streng, darüber hat die ukrainische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin im vergangenen Jahr geschrieben.
"Veteranen, die geholfen haben, den Krieg gegen Nazi-Deutschland zu gewinnen, werden bei der Parade zum siebzigsten Jahrestag des Kriegsendes nicht willkommen sein. Wie der stellvertretende Bürgermeister von Moskau, Leonid Petschatnikow behauptet, können sie „wegen spezieller Sicherheitsmaßnahmen“, die an diesem Tag in Kraft treten, nicht anwesend sein.
Kommersant berichtet, dass aus jeder Region, abgesehen von Moskau, nur je ein Veteran eingeladen wurde, an den diesjährigen Events zum 9. Mai teilzunehmen. Sollten andere betagte Veteranen, die einst das Land verteidigten, auf die Idee kommen, uneingeladen nach Moskau zu kommen, werden sie an den Bahnhöfen abgefangen und, kostenfrei in die Klinik für Atemwegsbeschwerden in Swenigorod (Region Moskau) geschickt."
Und im letzten Jahr wurde ebenfalls berichtet, daß die Wolgograder Veteranen sich vergebens sowohl an Präsident Putin als auch an Aussenminister Steinmeier um finanzielle Unterstützung ihres Zentrums gewandt hätten. Welch ein Unterschied zu 2005, als noch sehr viele Veteranen an der Parade teilnahmen. Hier hat der Fotograf Marc Beckmann einige von ihnen portraitiert (scrollen).
Stattdessen versucht, wie letztes Jahr, die Radautruppe "Nachtwölfe", deren Häuptling sich zumindest den Anschein gibt, von keinerlei Geschichtswissen angekränkelt zu sein, ihren Siegeskorso in Berlin durchzuziehen und den Dank - von wem auch immer - einzuklagen. Und dem wird dann von den deutschen Lautsprechern noch mit widerwärtigen, erfundenen Geschichten Nachdruck verliehen:
Oben habe ich davon berichtet, daß es eine Zeit gab, in der man in der Tat den Beitrag der Soldaten und Soldatinnen der Roten Armee wirklich schändlich kleingeredet hat. Doch das ist längst Vergangenheit. Und am schändlichsten hat sich die eigene politische Führung verhalten: die langjährige enge Kollaboration Stalins mit Hitler ließ die Alliierten mit der Eröffnung der zweiten Front zögern. 1937/38 enthauptete Stalin die Rote Armee durch Ermordung großer Teile des Offizierscorps und der fähigsten Truppenführer. Die Ausrüstung wurde erstmal mittels des Leih- und Pachtgesetzes auf Vordermann gebracht. Die Rote Armee war, bedingt durch das Mißtrauen der Westalliierten fast zwei Jahre auf sich alleine gestellt. Bislang ist es Spekulation, ob die Rote Armee, überhaupt die gesamte Sowjetunion ohne Stalins Versagen, nicht deutlich weniger Opfer zu beklagen gehabt hätte. Da haben die Historiker das Wort.
Mittlerweile haben die Russen es auch fertiggebracht, daß man im 9.Mai nicht mehr den - historisch korrekten - Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs sieht, sondern nur den Tag einer abscheulichen, imperialistischen Drohpose. Deswegen ist es jetzt richtig, den 8. Mai zu begehen. Und das Symbol der Friedenssehnsucht nach dem Ersten Weltkrieg, die Mohnblume, zum Friedenssymbol gegen sämtliche Kriege zu machen.