Da sich jetzt anscheinend
jeder überrascht zeigt, mit wel- cher Überheb-lichkeit The Donald an Europa heran- geht, habe ich hier mal einen meiner alten Artikel ausgebuddelt, dessen erste Fassung bereits von 2007 stammt. Ich fand auf einem Flug von Köln nach München dieses Dokument der Verachtung - in Gestalt eines Englisch-Lernhefts. ich habe den Artikel nur um ein paar Anmerkungen ergänzt.
Bildnachweis: eigene Montage
Es fing alles damit an, dass ich mir auf dem Köln-Bonner Flughafen ein Sprachenmagazin gekauft hatte, ein ganz entspanntes für relative Anfänger und was sah ich da? Eine veritable Neocon-Riege, die schon damals anbuchstabierte, was heute Mainstream ist.: Niall Ferguson, der u.a. beim American Enterprise Institute publiziert. Niall Ferguson ist ein erzkonservativer, einflussreicher britischer Historiker, der mit seinen Büchern und Sendungen zum Millionär wurde. An das American Enterprise Institute, berüchtigt als Brutstätte für US-Falken, wurde auch seine heutige Gattin, Ayaan Hirsi Magan, aka Ali, entsorgt, als sie in den Niederlanden untragbar geworden war.
Weiter haben wirdie einflussreiche, konservative Intellektuellen-Familie Kagan von denen Frederick zur Zeit auch Fellow am AEI ist, Robert, Gatte der vielen Ukraine-Interessierten geläufigen Victoria Nuland, die hauptsächlich wegen eines Zitats bekannt wurde, das auch sehr gut in diesen Kontext passt:
"Fuck the EU!"
Bildnachweis: http://www.andyross.net/ferguson.htm
Kagan ist, laut einer Buchbesprechung in der ZEIT:
"der drittberühmteste Großdeuter der Weltpolitik",
über den in dieser Besprechung steht:
"Der Verfasser gehört zum außenpolitischen Beraterkreis von John McCain – nicht auszuschließen, dass sich in diesem Band das Weltbild der nächsten US-Präsidentschaft spiegelt. Kagan ist ein Anti-Fukuyama."
Zur Erinnerung: der amerikanische Politologe Francis Fukuyama hatte nach dem Fall der Berliner Mauer das "Ende der Geschichte" prophezeiht - allerdings diese Aussage 2008 reumütig zurückgezogen.
Wie gesagt, 2008 war Kagan aussenpolitischer Berater von John McCain, 2012 von Mitt Romney, erklärte 2016 aber, sich von den Republikanern losgesagt zu haben und Hillary Clinton zu wählen.
Weiter hätten wir dann noch die, ja auch in "Spotlight" abgebildete Gattin von Frederick Kagan, Kimberly Kagan, Gründerin und Leiterin des Instituts für das Studium des Krieges.
Weiter grinst uns aus dem Heft an: Claire Berlinski, eine damalige Nachwuchshoffnung unter den islamophoben Katastrophen- kassandras.
Das Klärchen...Klärchen who? Nun, im letzten Frühsommer war nicht nur das Treffen der deutschen "Islamkritik", sondern eine große Sause in Kalifornien, in Pepperdine dem Ort, an dem Daniel Pipes
lehrt; schauen wir bei dem seinerzeitigen Veranstalter nach dem Personal, so finden wir
unseren wohlbekannten Freund Robert Spencer, den berüchtigten "Islamkritiker", dem, zusammen mit seiner Seelenschwester Pamela Geller wegen "Extremismus" die Einreise nach Großbritannien verwehrt
wurde, als Associate Fellow - aber wir waren ja erstmal beim Lehrtext, um Englisch zu lernen - voriges Jahr musste nämlich dringend Klärchens Buch, Menace in Europe beworben werden. Da prophezeiht sie Europa nämlich den
Untergang.
Und so lernt man Vokabeln mit Klärchen, denn das oben zu Wikipedia verlinkte Buch hat so schöne Sätze (die, wie man sehen kann, auf der Seite auch zitiert werden) wie:
"For the most part, Europe is regarded by American policymakers as an irrelevant museum at best, a squawking nuisance at worst”.
Bildnachweis: Website der berüchtigten, islam- und europakritischen Pepperdine-Konferenz, die 2007 stattfand.
Übersetzt: meistens wird Europa von den amerikanischen Entscheidungsträgern, bestenfalls, als irrelevantes Museum, schlimmstenfalls als zeternder Quälgeist angesehen.
Nach wieviel Rotwein Klärchen auf solche Einfälle kommt, konnte ich nicht herausfinden.
Zu ihrem Musikgeschmack: 2005 outete sie sich in mehreren Artikeln als von der Band Rammstein, nun ja, ziemlich beendruckt, behauptete allerdings, die Begeisterung für Rammstein sei ein deutsches Massenphänomen und deutscher Heavy Metal "erobert Europa".
Über Europa zetert sie 2007:
"The September 11 attacks were plotted in Hamburg. The assasins of Afghanistan’s Northern Alliance Leader…carried Belgian Passports, Zacarias Moussaoui…was born in France and educated in Britain."
Und Klärchen zetert weiter:
The September 11 attacks were plotted in Hamburg. The assasins of Afghanistan’s Northern Alliance Leader…carried Belgian Passports, Zacarias Moussaoui…was born in France and educated in Britain.
as lernt uns das? Europa hat die Terroristen ausgebildet und zur Strafe kollabierte Europa 2007 – 2008 schrammten dann US-Finanzsystem und die US-Wirtschaft an einem Kollapts vorbei.
Mittlerweile hat Klärchen einem rechten Magazin noch ein paar weitere feuchte
Träume Gedanken über die Europäer mitgeteilt:
"American religiosity doesn’t need to be explained; after all, throughout history, in every civilization, people have believed in the supernatural. What needs to be explained is European atheism, which is the aberration-unique in the world and in human history…There is something going on in Europe, a flourishing of sects, all of which have something in common and that is an absolute, virtually pathological, refusal to profit from experience."
Wenn mir jemand erklären könnte, was sie da meint...
"The phenomena to be explained are the irrationality and the ardor of European anti-Americanism. Irrational, because entirely disproportionate to any real faults in American society. Of course America has flaws, and no, it is not lunacy to point them out."
Merken: Die Kritik, die Europäer äussern, ist, im Vergleich zu den klitzekleinen Fehlerlein, die in den USA passieren, vollkommen dysproportional und die Europäer sowieso völlig bekloppt. Die Deutschen und Franzosen mochte sie 2007 nicht, obwohl sie seit Jahren in Paris abhängt. Mich würde interessieren, was sie zu Trump sagt. Fairerweise muss man allerdings sagen, daß sie mittlerweile auch eine Lanze für Frankreichs Muslime bricht und sich sogar zu einem Vive la France durchringt.
Und dann kommt der Hirsi-Ali-Gatte, der “handsome” Herr Ferguson, ganz steil aus dem Gebüsch und im Artikel zu Ehren:
It’s not America’s enemies, who hate the United States most; it’s people in countries, that are supposed to be America’s friends, if not allies.
Ja, das ist natürlich voll gemein. Aber ein gewisser Francis auf der Leserseite einer Zeitung hatte damals eine Erklärung:
"The losers of the word always hate the winner."
Ist das nicht O-Ton Trump? Nochmal: es ist 10 Jahre alt... wie das hier:
"No one likes us…We don’t care."
Und haben in diesem Artikel auch einen “Gay”, der so tolle Bücher schreibt, wie (wird natürlich gleich mit beworben):
"While Europe Slept: How Radical Islam is Destroying the West from Within".
Dann sagt er – wohlgemerkt, alles in diesem Sprachenlern-Text(!):
Europe is steadily committing suicide…
Und in der Anmoderation seines Buches bei Amazon heißt es:
The struggle for the soul of Europe today is every bit as dire and consequential as it was in the 1930s. Then, in Weimar, Germany, the center did not hold, and the light of civilization nearly went out. Today, the continent has entered yet another “Weimar moment.”
Der Äusserung über den Selbstmord und auch dem "Kampf um die Seele Europas" könnte man heute glatt unterschreiben. Und das hat Europa ganz alleine hingekriegt, ohne den "Radikalen Islam". Frau Berlinski schloß damals ihren Text mit einem
"To Hell with Europe".
So weit der englische Übungstext auch aus dem Abstand von zehn Jahren. Trump kommt nicht aus dem Nichts, sondern was sich heute auswirkt, wurde damals schon vorbereitet und war auch schon damals in den USA so mainstream und so fest verankert, daß es seinen Weg in das Sprachenmagazin eines deutschen Verlages fand. Und dieses Programm fand damals im Wesentlichen nur bei den damals noch marginalen Islamkritikern wie PI etc Interesse:
Mögen sich mittlerweile auch manche der hier angesprochenen Herr- und Damenschaften sich mittlerweile mässigen - deren Wort wird heute unter Trump Gewalt, der Schaden ist gesetzt. Und all das wurde seit Langem vorbereitet.