Meine erste Assistentenstelle bekam ich an einer vom Orden der Franziskanerinnen von Salzkotten geführten Klinik. Obwohl ich eigentlich mit der katholischen Kirche abgeschlossen hatte, war ich schlicht zu bequem, aus der Kirche auszutreten. Erstens hätte das Ärger mit meinen Eltern bedeutet, die trotz allem, was ihnen widerfahren war, nie aus der Kirche ausgetreten waren, zweitens musste man, bei der Stellensuche in konfessionellen Häusern, damals nachweisen, daß man irgendeine Religion hatte, wenn schon ein "vd" (=keine Kirchensteuer) auf der Steuerkarte stand.
Einer der Korane des Kalifen Osman, Aybek-Museum Taschkent, eigenes Archiv
Buuredanz und Bauchtanz
Meine dritte und letzte chirurgische Stelle war dann wieder in einem Haus dieses Ordens, in Düren-Birkesdorf. Ich musste einige Zeit in einem "voll anerkannten" Haus gearbeitet haben. .Ließ sich auch zunächst alles gut an, besonders gerne und garnicht mal schlecht machte ich unfallchirurgische Eingriffe, und ich wollte auch den Facharzt für Unfallchirurgie machen. Leider hatte damals die Berufsordnung damals vor die Unfallchirurgie die Anerkennung als Facharzt für allgemeine Chirurgie gesetzt, und da stellte sich mit zunehmender Schwierigkeit der sogenannten Weichteileingriffe, besonders der Großen Bauchchirurgie meine ausgesprochene Talentfreiheit raus, je mehr ich mich anstrengte, desto frustrierter wurde ich. Mein Chefarzt hat sich den Kopf zerbrochen, wie er mich über die Facharztprüfung bekommt. Als ich dann mit einem Burnout auf die Bretter ging und vor Rückenschmerzen nicht mehr kriechen konnte, habe ich aufgegeben.
Wegen meiner Rückenschmerzen hat mich eine Freundin zu einer Kölner Gruppe für Orientalischen Tanz, vulgo: Bauchtanz geschleppt, und, als ich zunächst für einige Zei arbeitslos war, habe ich mich fast nur noch mit der Tanzerei beschäftigt: Klassisches Ballett, stramm nach der Waganowa-Methode, (wobei ich natürlich irgendwann an meine Grenzen kam) Jazztanz. Leider habe ich die Fotos verbrasselt, sonst hätte ich hier was gepostet: ich war damals auch ziemlich esoterisch unterwegs, New Age, alternative Heilweisen, Naturheilkunde. in der Ballettschule hatte ich mit einer Partnerin eine Tanzgruppe aufgebaut und unser Höhepunkt zum Jubiläum der Schule war "Caravans" - mit mir als Solistin.
Katholizismus revisited
Die Frabziskanerinnen in beiden Kliniken habe ich sehr bewundert: die schmissen den Laden in den Ambulanzen, in den Laboren, auf denn Stationen, im Op.
Einer der Stars unter war ein Spezialist, zu dem Patient*innen aus ganz Europa kamen. Da er der Meinung war, daß er das "seiner" Nonne zu verdanken hätte - und sich die Patientenzahlen natürlich
auch in Geld ausdrückten - hatte er beim Orden die Erlaubnis erwirkt, daß die Schwester bei jedem Urlaub der Familie mitfahren durte - ohne Habit.
Bildnachweis: ullstein bild/ Alinari Archives
Ich fing an, wieder katholische Theologie zu lesen, Befreiungstheologie und, als Exponentin evangelischer Theologie, Dorothee Sölle (als Gymnasiastin hatte ich öfter an dem von ihr organisierten "Politischen Nachtgebet teilgenommen), doch das bewegte in mir nichts.
1978 war ich mit ein paar Freundinnen in Rom, und wir sind natürlich auch in den Vatikan gegangen. Was mich von vornherein angewidert hat: man konnte diverse
Devotionalien zu erheblich überhöhten Preisen kaufen: ein dreimal Taschentuch-großes Spitzentüchlein, das damals Frauen noch auf den Kopf packen kostete 27;-- DM, ein Poster mit sämtlichen
Päpsten mehr als 200;-- DM. Der negative Höhepunkt: als wir am letzten Tag auf der Via Veneto frühstücken waren, rasten viele Polizeiautos zum Vatikan und die ersten Zeitungsverkäufer kamen mit
ihren Sonderausgaben: "Il Papa è morto" - der Papst, Johannes Paul I. sei tot.
Unsere Neugier trieb uns dann zum Vatikan. Spätabends war der Papst verstorben und fühmorgens tot
aufgefunden worden. Ca. 11:00 trafen wir am Vatikan ein; dort stand schon eine riesengroße Menschenmenge, die in drei Schlangen mit offenbar unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufgeteilt wurde:
eine für's Gucken, eine für's Fotografieren, eine für's Beten.Der Tote war unserem Eindruck nach bei bestehender Leichenstarre. Sein Pontifikat hatte nur 33 Tage gedauert, was bis heute Stoff für
Verschwörungstheorien gibt.
Bildnachweis: Papst Johannes Paul I, (c) Welt.de
In den Schuhen des Fischers
1968 kam ein Film mit dem immer großartigen Anthony Quinn in die Kinos und machte Furore "In den Schuhen des Fischers". Handlung ein Bischof aus dem damals festbetonierten Ostblock, der ehemalige GuLag-Häftiling
und aktuelle (1968) Bischof von Lemberg, damals ukrainische Sowjetrepublik, wird zum Papst gewählt, löst den damals schwelenden Konflikt zwischen China und der Sowjetunion durch
Nahrungsmittelhilfe aus dem Vermögen des Vatikans und kündigt an, das gesamte Kirchenvermögen den Armen und hungrigen zu geben.
Als 1978 dann tatsächlich der polnische Kardinal Karol Woytila zum Papst Johannes Paul II gewählt wurde, fühlten sich viele an dieses Drehbuch erinnert und es kam bei so manchem de Verdacht auf,
mit dieser Wahl solle derr Ostblock destabilisiert werden. Jenseits aller Verschwörungstheorie hatte er einen erheblichen Anteil an der Destabilisierung des Ostblocks, auf enge
Kontakte mit der CIA gibt es belastbare HINweise, allerdings keine BEweise für eine Zusammenarbeit.
Er war es, der mich letztendlich komplett von der katholischen Kirche entfernt: 1987 machte er eine Reise nach Chile, die bis heute kontrovers diskutiert wird.. Nach Chile! Nach Chile, wo immer noch der Diktator Pinochet an der Macht war. Daß Johannes Paul II. mit dem Massenmörder Pinochet in dessen Privatkapelle betete, was nicht wenige Katholiken in eine Krise gestürzt hat, fand ich schon übel. Was für mich allerdings unerträglich war: bevor er nach Chile fuhr, besuchte er Köln und feierte am 1. Mai 1987 im Müngersdorfer Stadion eine Messe, ordinierte Novizen und sprach die jüdische Philosophin Edith Stein, als Ordensfrau Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz selig. Am Vorabend der Reise zu einem faschistischen Diktator spricht er eine von den Nazis ermordete Frau selig, und das in einem Fußballstadion! Im Nationalstadion von Santiago de Chile, in dem die Putschisten ihre Gegner einsperrten, folterten und umbrachten.Ich weiss noch, dass ich das damals mit Entsetzen als Live-Übertragung im Fernsehen verfolgt habe, beim Bügeln. Als die Sendung zuende war, wusste ich: in die katholische Kirche führt mich kein Weg zurück!
Bildnachweis: Papst Johannes Paul II am 1. Mai 1987 im Müngersdorfer Stadion
"Bei schönem Wetter ist das Leben im Stadion recht angenehm."
Bruno Heck, CDU, 1973
Bildnachweis: https://lahistoriaengrimaldi.wordpress.com/
Weitersuchen!
Neuheidnisch-feministisch war es auch nicht, wie ich auf einem Überlebenstraining feststellte, das von einem Autonomen Frauenzentrum durchgeführt wurde. Und dann kaufte ich mir "den Koran". Dazu muß man gleich sagen, daß ein Muslim eine Koranübersetzung immer nur mit "die ungefähre Bedeutung" nennen würde, weil die arabische Sprache sehr viele Möglichkeiten bietet, einen Begriff zu übersetzen und eine Übersetzung somit immer durch den Übersetzer gefärbt ist. Wenn von den islamkritischen Bataillonen wieder mal jemand schreibt, er/sie "kenne den Koran", tippe ich mir innerlich an die Stirn und weiss sofort, wie ich den/die Betreffenden einzuschätzen habe. Kein Muslim, auch nicht der berühmteste Gelehrte, würde je von sich behaupten, er "kenne den Koran".
Ist es ein Buch mit dem Titel "Der Koran", dann ist es von einem europäischen, nichtmuslimischen Orientalisten verfasst.
Das Bild im Trailer zeigt eine angeblichen Koran des Kalifen Osman/Uthman. Der Kalif soll die diversen Fragmente der koranischen Überlieferung gesammelt, korrigiert und geordnet haben, sieben Exemplare für alle Reichsteile.ich fing an, zu lesen...